Bridge und Senioren

Im Alter unter Freunden – Bridge, das zeitlose Hobby

Fragt man einen Bridgespieler nach seiner ersten Begegnung mit dem faszinierendsten aller Kartenspiele, dann wird er meist antworten, dass er immer dachte, Bridge sei nur ein Hobby für ältere, englische Damen beim "five o´clock tea". Viele reagieren auch heute noch so und winken beim Versuch sie von einem Bridgekurs zu überzeugen ab: "Das kann ich auch noch in zwanzig Jahren lernen!" Szenenwechsel - egal, ob in geselliger, privater Vierer- oder Achterrunde oder zwei- bis dreimal wöchentlich in einem örtlichen Bridgeclub, in dem die Atmosphäre stimmt und man seine Kräfte mit den anderen messen kann, hört man nach einem schlechten Ergebnis oder grobem Fehler den Spieler bestürzt und verzweifelt ausrufen: "Warum habe ich Bridge nicht schon viel früher gelernt?"

Logisches Denken, Gedächnis, Konzentration und Flexibilität sind gefragt

Woher kommt dieser Widerspruch in den beiden Statements? Die Unkenntnis gegenüber dem – zugegebenermaßen – dank englischer Krimis aus der "guten, alten Zeit" klischee-beladenen Unbekannten steht hier der Verbeugung vor einem Denksport gegenüber, dessen Logik seine Anhänger immer wieder faszinierend und gleichzeitig zur Verzweiflung treibt, weil es auch kleine Fehler im logischen Denken gnadenlos aufdeckt und zugleich dem Spieler klarmacht, dass ein jüngeres Gehirn natürlich Vorteile beim Betreiben des Hobbys Bridge haben muss, denn Gedächtnisleistung und Konzentrationsfähigkeit werden oftmals auf eine harte Probe gestellt. Dazu kommt noch eine erhebliches Maß an notwendiger Flexibilität, denn ein Bridgenachmittag – sei es in gemütlicher Runde oder im sportlichen Turnier – dauert knapp vier Stunden, ein einzelnes Spiel aber gerade einmal acht Minuten, so dass man sich auf immer wieder neue Situationen und Konstellationen einstellen können muss und schlechten Ergebnisse nie lange nachtrauern darf, weil sich ansonsten sofort aufgrund mangelnder Aufmerksamkeit im nächsten Spiel Folgefehler einstellen.

Bridge auf Rezept

Nicht ohne Grund, findet sich auf Beipackzetteln von Medikamenten, die im Alter die Gedächtnisleistung fördern sollen, der Tipp: "Spielen Sie zusätzlich am besten Schach oder Bridge!" Während man beim Schach aber oftmals mehrere Stunden über einer Partie brütet und sich letztlich durch eine kleine Unachtsamkeit um die Früchte des Erfolgs bringt, ist Bridge abwechslungsreicher - eben gerade weil man pro Nachmittag ca. 26 Spiele spielt und dabei immer wieder auf spannende, neue Varianten trifft. Schließlich ist die Zahl der möglichen verschiedenen Kartenverteilungen bei einem im Bridge verwendeten 52er-Blatt ein 29-stelliger "Bolide". Kein Wunder also, dass dieses Spiel einem in einem Leben nicht langweilig werden wird.

Im Alter auf Hobby-Suche

Für viele ältere Menschen stellt sich früher oder später folgende Frage: Was kann man in Alter tun, wenn man (noch) kein Hobby hat oder die ehemaligen Hobbys zu beschwerlich werden? Übrigen bleiben meist nur Kaffeeklatsch, bei dem man hoffentlich nicht so endet, wie von Udo Jürgens besungen oder wenig kommunikative Hobbys wie Fernsehen und/oder Lesen. Wer hingegen Bridge spielt, fordert sein Hirn jedes Mal neu und spornt die kleinen grauen Zellen immer wieder zu Höchstleistungen an. Zudem ist Bridge sehr gesellig: man ist nie allein, denn es bedarf zumindest dreier Mitspieler oder der vielen anderen Mitglieder des örtlichen Bridgeclubs, die für Abwechslung und gemütliche Runden vor und nach dem Bridgespiel sorgen.

Gesellig verreisen

Eine kleine Branche, die mit Bridge ihre ökologische Nische gefunden hat, ist die der Bridgereise-Veranstalter. Sie sorgt dafür, dass man das geliebte Hobby nicht nur in der eigenen Stadt, sondern überall auf der ganzen Welt ausüben kann. Und wer meint, auf einer Bridgereise nach bspw. Südafrika, in das Amazonas-Delta oder durch die norwegischen Fjorde käme man sowieso nicht zum Spielen, der wird rasch eines Besseren belehrt, denn der wahre Bridge-Enthusiast findet immer ein paar Stunden, um neben allem Sight-seeing seinem Hobby zu frönen. Hätte man aber – gerade im Alter – diese Reisen alleine unternommen? Die meisten sicher nicht. Dazu kommt bei Bridgereisen noch der Vorteil des nie ausgehende Gesprächsstoffs unter Gleichgesinnten, die nie müde werden, sich über die Katastrophen des Vorabendturniers auszutauschen. Kuren in Deutschland wird immer teurer, Wellness immer wichtiger – auch diese Ideen werden von Bridgereise-Veranstalter natürlich erkannt und abgedeckt. Wo immer man kuren und die Seele baumeln lassen kann, die Bridgespieler sind dort, haben Spaß und betreiben außerdem noch nebenbei Werbung für ihr Hobby bei anderen Kur- und Hotelgästen, die oft neugierig – und vielleicht auch ein bisschen neidvoll – die engagierte und lebhafte Bridge-Gruppe betrachten, die mit viel Freude ihr Hobby betreibt. Aber auch ohne organisierte Reisegruppe darf man einen großen Vorteil von Bridge nicht unterschätzen: Bridge ist das einzige Kartenspiel, das auf der ganzen Welt nach dem gleichen einheitlichen Regeln gespielt wird. Das bedeutet, in welchem renommierten Hotel auf der Welt man sich auch aufhält, man wird immer Bridgepartner finden. In den führenden Häusern gibt es sogar speziell eingestellte Bridge-Hostessen, die dafür sorgen, dass Bridgespieler unter dem Dach dieses Hauses zusammenfinden.

Wie steht es aber nun - last but not least - um das ach so ärgerliche Image, Bridge sei ein reines Betätigungsfeld für ältere, englischen Damen? Nun, so ärgerlich muss man es gar nicht sehen, denn keiner muss sich dafür schämen alt geworden zu sein. Und wer Bridgespieler im Familienkreis, im Club oder auf Reisen erlebt hat, kommt meist rasch zu der Einsicht, dass er im Alter ähnlich agil und geistig rege sein möchte, wie die Bridger es sind.

Mit freundlicher Unterstützung des Deutschen Bridgeverbandes