Bridge und Jugend

"Fett, hip und cool" – Bridge, Funsport für Kids

In den letzten zwanzig Jahren hat sich das Freizeitangebot für junge Leute um ein Vielfaches erweitert – insbesondere Fun-Sportarten wie Inlineskaten, Snowboarden, Streetball sowie der gesamte Bodystyling-Bereich haben enormen Zulauf, weil man in "coolen" Klamotten ein Hobby ausübt, das fit hält, "angesagt" ist und nicht zuletzt auch von den anderen in der Clique betrieben wird. Apropos "Klamotten" – in einer Zeit, in der Marken-Outfits für viele eine wichtige Rolle spielen und eine karrierebewusste Jugend, die auf gute Ausbildung, karriereorientierte Jobs mit After Work-Parties Wert legt und die "Null Bock-Generation" längst abgelöst hat, setzen auch frühere Elite-Freizeitbeschäftigungen wie Golf, Reiten und Surfen neue Trends und nehmen einen immer höher werdenden Stellenwert ein.

"Brain-Fun" und die virtuelle Welt

Wo aber bleibt bei all diesen physischen Betätigungen der "Brain-Fun"? Kann man wirklich "hip" oder "trendy" sein, wenn man die Gehirngröße einer Erbse aufweist und von den anderen Kids als "IQ-negativ" eingestuft wird. Die Antwort für viele ist hier der PC, der dank Email und Internet eine "neue Wirklichkeit" schafft, Wissen vermittelt, ungeheure Datenmengen abrufbar macht und damit auf dem besten Weg ist, uns in ein virtuelles Zeitalter zu führen, in dem das meiste in den eigenen vier Wänden vor und von dem Computer organisiert und gelebt wird. Aber Moment - genau an dieser Schnittstelle kann auch Bridge und die Neugier auf ein "cooles" neues Hobby, das den Geist fit macht, ansetzen, denn schon heute gibt es virtuelle Bridgewelten mit Coaching, Turnieren und privaten Clubs, in denen man seine erste Begegnung der unbekannten Art haben kann.

Neues Label gegen verstaubtes Image? – Eine Idee

Natürlich würde Bridge sich für die Kids unter einem anderen - sprich: neuen - Namen vielleicht besser verkaufen, denn wenn ein Jugendlicher "Bridge" hört, denkt er als erstes an ältliche Damen à la Miss Marple und pustet vor seinem imaginären Auge eine dicke Staubschicht von vergilbten Spielkarten aus der "guten, alten Zeit". Eventuell aber könnte man die Jugendlichen mit einem neuen, "trendy" Label ködern? Wenn Bridge für die Brücke die Verständigung steht, warum dann nicht ein Name wie bspw. "Connect" der sowohl für das Einsteigen in die Internet-Welt als auch für die Verbindung der beiden Bridgepartner stehen könnte. Auch "Fun 4-4", das die "angesagten" Zahlen-Shortcuts benutzt, die zur Zeit in der Popmusik herumgeistern, wäre denkbar. Wem dieser Gedanke allzu "revolutionär" erscheint, der möge sich daran erinnern, dass heutzutage nicht einmal mehr "duplo" von "Lego" seinen Namen behalten durfte, sondern nun "Lego Explore" heißt.

Organisation wie in allen anderen Sportarten auch

Im selben Atemzug wäre es aber natürlich ebenso wichtig, den Kids zu vermitteln, dass es im Bridge wie bspw. im Fußball auch Bundesligen, Vereinspokal, Champions League sowie Europa- und Weltmeisterschaften gibt, an denen man teilnehmen oder sie live oder im Internet verfolgen kann. Ist der Köder erst einmal ausgeworfen, kann es nicht mehr so schwierig sein, die Kids bei der Stange zu halten, denn erstens sind sie in ihrer virtuellen Umwelt unter sich und zweitens ist Bridge nun einmal faszinierend oder in Jugenddeutsch "fett", lässt einem einfach nicht mehr los und weist einen hohen Suchtfaktor auf.

"Was geht" heute schon?

Aber zurück von diesem futuristischen Wunschzustand in die Realität von heute. Existierende Jugend-Bridgeclubs gibt es u.a. schon in Italien, wo man durch nationale Schulprojekte mehrere tausend Kids an Bridge herangeführt hat, ihnen aber ein leicht verständliches Bridge beibringt und sie streng von den Erwachsenenclubs separiert. Der Erfolg? Riesige Sommer-Bridgecamps mit Schülern aus ganz Italien und etliche neue Enthusiasten, die schon in ein paar Jahren die internationale Bridgeszene gehörig aufmischen werden. In Frankreich gaben in einer nationalen Studie Mathematiklehrer eine Unterrichtsstunde pro Woche für Bridge ab, in Schweden war Bridge bis vor ein paar Jahren Schulwahlfach. In Deutschland haben die Kultusministerien 2002 ihr Okay gegeben, dass Bridge in Arbeitsgemeinschaften an Schulen unterrichtet werden darf. Ein erster Schritt ist getan, und der Erfolg zeigt sich sofort, denn gegenüber 2002, als an den ersten Schülermeisterschaften insgesamt 60 junge Spieler teilnahmen, hat sich die Zahl der Teilnehmer 2003 mehr als verdoppelt. Das Einverständnis der Länder ist extrem wichtig für Bridge, denn was an Schulen erlaubt ist und gefördert wird, kann nicht schlecht für junge Menschen sein und ein Funsport, der Gedächtnisleistung, Konzentrationsfähigkeit, logisches und strategisches Denken, den Umgang mit mathematischen Wahrscheinlichkeiten sowie das psychologische Einschätzungsvermögen in entscheidenden Situationen fördert, kann auch nicht wirklich Kritiker auf den Plan rufen.

Und die Klamotten? Fast wäre dieser Punkt hier zu kurz gekommen, aber keine Sorge: inzwischen gibt es schon T-Shirts in der Modefarbe schwarz, sowie Rucksäcke und Citybags mit dem Aufdruck "Bridge ist cool!" Neugierig geworden auf den Brain-Fun des neuen Jahrtausends? Geil!

Mit freundlicher Unterstützung des Deutschen Bridgeverbandes